Ausbildung von Konfliktberatern im Fußball – Deeskalationstraining für Schiedsrichter:innen und Trainer:innen

Auch wenn es die Ausnahme ist, dass ein Spiel auf Sportplätzen eskaliert und sich Trainer, Zuschauer oder Schiedsrichter verbal oder körperlich attackieren, so kommt es leider gelegentlich vor. Dies belegen die registrierten Vorfälle auf Sportplätzen in der Bundesrepublik, so dass festzustellen ist, dass sich eine zunehmende Verrohung der Gesellschaft auf den Sportplätzen ausbreitet. Deswegen erscheint es als sinnvoll eine Ausbildung von Konfliktberatern im Fußball Verein/Verband anzubieten.

Die Zahlen belegen eindeutig, dass einige wenige glauben, sich auf den Sportplätzen in einem rechtsfreien Raum zu bewegen und sich danebenbenehmen zu können. Einige meinen, sie können mit körperlicher Gewalt, Diffamierungen, Beleidigungen, Diskriminierungen – rassistischer, sexistischer und rechtsextremistischer Art – den Fußball kaputtmachen und die Menschen, die ihn betreiben, zu verletzen.

Um eine solche Entwicklung nicht zu dulden ist die Durchführung von Schulung- und Sensibilisierungsmaßnahmen bei den Vereinen, sowie bei Schiedsrichtern und Trainern notwendig. Konfliktberater als Ansprechpartnern zu benennen ist eine sinnvolle und nachhaltige Maßnahme.

Die Hauptaufgabe der Konfliktberater besteht darin, bei Streitigkeiten bzw. Vorfälle zwischen Spielern, Trainer, Schiedsrichter und Eltern als Vertrauensperson in Gesprächen für gegenseitiges Verständnis werben, damit in kommenden Spielen ein respektvoller Umgang miteinander ermöglicht wird.

Inhalte der Ausbildung:

  • Diversity Sensibilisierung- und Wahrnehmungstraining

  • Grundbegriffe: Diskriminierung, Rassismus, Sexismus, Rechtsextremismus, Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit etc.

  • Anti-bias Ansatz und Antidiskriminierungsmaßnahmen

  • Konfliktdefinition und –analyse

  • Gesprächsführung mit „Täter“, „Opfer“ und Vereinsvertreter

  • Deeskalationstechniken

  • Präventionsmaßnahmen von Gewalt und Diskriminierung

  • Fallbearbeitung

Ziele der Weiterbildung und die Konfliktberater Rolle

Befähigung der Teilnehmenden um:

  • sensibel mit Vielfaltsthemen umzugehen

  • bei Diskriminierung/Rechtsextremismus Maßnahmen einzuleiten

  • interkulturelle Konflikte frühzeitig zu erkennen

  • eine WIR-Kultur in der Arbeit mit Jugendlichen zu entwickeln

  • eigenes Konfliktverhalten zu reflektieren und Konflikte rechtzeitig erkennen

  • Klärungsgespräche bei Konflikten durchzuführen

  • Präventionsmaßnahmen von Gewalt und Diskriminierung umzusetzen

  • künftig aktiv im Kontext „Konfliktberater im Fußball“ mitzuarbeiten.

Die Konfliktberatern werden in 4 Modulen geschult.

Modul 1: Vielfalt als Chance und Ressource erkennen. Sensibilisierung für eine Haltung der Anerkennung

Inhalte Modul 1:

  • Was ist Vielfalt?

    • Welche Vielfaltsdimensionen spiele im Fußball eine wichtige Rolle?

    • Wie kann Diversität und Akzeptanz im Fußballverein gefördert werden?

  • Unbewusste Denkmuster: Wie entstehen Stereotype, Vorurteile, Diskriminierung und Gewalt im Fußball?

    • Wahrnehmung von unbewussten Vorurteilen und Privilegien

  • Der Anti-bias Ansatz im Fußball: Was kann gegen Vorurteile in der Mannschaft und im Verein getan werden?

  • Diskriminierungsformen im Fußball erkennen und lernen damit umzugehen.

    • Sexismus erkennen, ansprechen und Handlungsoptionen entwickeln.

Modul 2: Inklusion und Teilhabe ermöglichen

Inhalte Modul 2:

  • Was ist Rassismus, Rechtsextremismus oder Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und was haben diese Themen mit dem Fußball zu tun?

  • Umgang mit Differenz, Macht, Unsicherheit und Diversität auf dem Fußballfeld

  • Antidiskriminierungsmaßnahmen im Team und auf dem Fußballfeld entwickeln.

    • Interkulturelle Konflikte „Deutsche“ vs. „Ausländer“ erkennen und Handlungsoptionen erarbeiten.

  • Die Arbeit mit Jugendlichen: Warum sind manchen Jugendliche bereit Gewalt anzuwenden?

  • Die Gewaltentstehungstheorie

    • Die Bearbeitung eines vorgefallenen Fallbeispiels und die Entwicklung von Handlungsoptionen

  • Grundregeln in der Arbeit mit Jugendlichen aufstellen.

    • Eine WIR-Kultur entwickeln: Wie können Jugendliche integriert werden und wie kann Teilhabe ermöglicht werden?

Modul 3: Umgang mit Konflikten / Gewalt

Inhalte Modul 3:

  • Wie entstehen Konflikte im Fußball und welche Eskalationsstufen gibt es? Die Konfliktdefinition nach Galtung und die 9 Eskalationsstufen nach Glasl kennenlernen.

    • Typische Konflikte im Fußball thematisieren und Lösungsansätze erarbeiten.

      Eigenes Konfliktverhalten / „Rote Knöpfe“ / Emotionen wahrnehmen.

  • Deeskalation mit Hilfe von Kommunikationstechniken

    • Welche Rolle spielt die verbale und non-verbale Kommunikation im Fußball?

  • Wie entsteht Gewalt?

    • Bearbeitung eines vorgefallenen Konfliktes aus dem Fußball

  • Konfliktgespräche /Gesprächsführung nach Zielgruppe (Täter, Opfer, Vereinsvertreter)

Modul 4: Gewalt kann durch die Schaffung präventiver Strukturen verhindert werden.

Inhalte Modul 4:

  • Deeskalieren durch Wertschätzung

  • Hilfe zur Schaffung präventiver Strukturen

  • Beschreibung des IST-Zustandes im Verein

  • Welche präventiven Maßnahmen sind für welche Zielgruppe sinnvoll?

  • Was tun nach dem Spiel?

  • Präventive Prozesse definieren.

Der Saarländische Fußballverband (SFV) hat 2024 ein Projekt zur Ausbildung von Konfliktberatern ins Leben gerufen, um auf die zunehmende Zahl verbaler und körperlicher Auseinandersetzungen auf den Amateursportplätzen im Saarland zu reagieren. Ziel des Projekts ist es, durch Mediation und präventive Maßnahmen einen respektvolleren Umgang auf den Sportplätzen zu fördern und die Anzahl der Vorfälle zu reduzieren. Mehr können Sie unter diesem link lesen.

Wir sind sehr dankbar bei diesem Projekt als Ausbildungsträger mitgewirkt zu haben!