Gendergerechte Sprache

Wie kann man Frauen sprachlich sichtbar machen?

Wenn wir Bezug nehmen auf die Gesellschaft für deutsche Sprache e.V. (GfdS) ist das gar nicht so einfach. Schon in den 1970er Jahren formierte sich eine Bewegung, die die männerzentrierte Sprachverwendung kritisierte und verlangte, dass auch Frauen sprachlich sichtbar gemacht werden und eine gendergerechte Sprache benutzt wird. Ihr Leitgedanke: „Sprache [bestimmt] das Denken und auch das Bewusstsein der Menschen […]; Sprache spiegelt nicht nur Realität, sie schafft auch Realität.“ (Eichhoff-Cyrus 2004: 7).

Wie bei allen Themen, die die Gesellschaft betreffen, sind auch bei der geschlechtergerechten Sprache die Meinungen kontrovers. Noch immer halten viele am generischen Maskulinum fest und argumentieren damit, dass es sich einerseits auf beide Geschlechter beziehe, andererseits Genus nichts mit Sexus, das grammatische also nichts mit dem natürlichen Geschlecht zu tun habe.

In vielen Sprachen, unter anderem im Spanischen, Französischen und auch im Englischen, gibt es spezielle Bezeichnungen oder Worte für Frauen. Im Deutschen sind Frauen „mitgemeint“ – werden aber nicht unbedingt mitgedacht.

So verändert geschlechtergerechte Sprache die Wahrnehmung

Eine aktuelle Studie des Hamburger Marktforschungsinstituts EARSandEYES zeigt, dass sich die Nutzung des generischen Maskulinums negativ auf den gedanklichen Einbezug weiblicher Personen auswirkt.

Es wurden 450 Personen in drei separate Gruppen aufgeteilt und die Befragten wurden dann gebeten, spontan jeweils zwei bekannte Persönlichkeiten aus unterschiedlichen Bereichen zu nennen. Die Befragungsgruppen unterschieden sich lediglich dadurch, dass in einer Gruppe nach „Schauspielern“ (beziehungsweise „Musikern oder „Moderatoren“) gefragt wurde und die zweite Gruppe dieselbe Aufgabe mit Beidnennung („Schauspielerinnen oder Schauspieler“ usw.) erhielt. Die dritte Gruppe sollte „Schauspieler*innen“, „Musiker*innen“ oder „Moderator*innen“ angeben.

Anteil der weiblichen Nennungen hat sich verdoppelt

Das Ergebnis ist: 

  • In der Versuchsgruppe mit dem generischen Maskulin wurden in gerade mal acht Prozent der Fälle Personen des weiblichen Geschlechts genannt. 
  • Der Anteil der weiblich genannten Personen stieg bei der Gruppe mit Beidnennungen auf zwölf Prozent.
  • Die Schreibweise mit Gendersternchen führte dazu, dass in 16 Prozent der Fälle weibliche Personen genannt wurden.
  • Somit hat das Gendersternchen dazu geführt, dass sich der Anteil der weiblichen Nennungen im Vergleich zu der Gruppe mit dem generischen Maskulin verdoppelt hat. 

Die Herausforderung einer Sprache, die Angehörige aller Geschlechter gleichberechtigt einschließt, bleibt komplex und vielschichtig. 

Es stellt sich die Frage: müssen alle „gendern“? Nein, müssen wir nicht, können wir aber, wenn wir es wollen.

Im aktuellen Sprachgebrauch sind, wie unten aufgelistet, einige Möglichkeiten – beide Geschlechter in der Sprache sichtbar zu machen – anzutreffen.

Paarformel/Doppelnennung – von GfdS empfohlen

Beide Geschlechter werden explizit und unabgekürzt genannt: Schülerinnen und Schüler, Bäuerinnen und Bauern, Kundinnen und Kunden.

Sparschreibungen/Kurzformen – von GfdS nicht empfohlen

a) Schrägstrichlösung (Schülerinnen/Schüler, Bauer/Bäuerin, er/sie)

b) Klammerlösung (Fahrer(innen), jede(r), Maler(in))

c) Binnenmajuskel (VertreterInnen, LehrerInnen)

d) Gendergap (Verkäufer_in, Sammler_innen)

e) Gendersternchen (Verkäufer*in, Sammler*innen)

Ersatzformen – von GfdS empfohlen

  • Substantivierte Partizipien oder Adjektive: der/die Bevollmächtigte, der oder die Kranke, die Teilnehmenden, die Studierenden
  • Passivierung:

Statt: Der Antragsteller muss folgende Unterlagen beifügen

Besser so: Folgende Unterlagen sind beizufügen/müssen beigefügt werden

  • Sachbezeichnung:

Statt: Informant, Journalist, Fachmann, Leiter, Kollege etc.

Besser so: Quelle, Presse, Fachkraft, Leitung, Kollegium, Personal, Belegschaft etc.

  • Generische Substantive ohne Movierung: Einige Personenbezeichnungen sind inhärent generisch und können bedenkenlos für beide Geschlechter verwendet werden, ohne dass sie eine weibliche Endung erhalten: Dazu gehören: Mensch, Person, Mitglied
  • Umformulierung mithilfe des Adjektivs:

Statt: Rat eines Arztes, Abschluss der Studenten, Hinweis eines Fachmanns, Kritiker

Bitte so: ärztlicher Rat, studentischer Abschluss, fachlicher Hinweis, kritische Stimmen

  • Direkte Anrede:

Statt: Besucher werden gebeten, ihren Ausweis vorzuzeigen.

Besser so: Bitte zeigen Sie Ihren Ausweis vor.

  • Bildung von Relativsätzen:

Statt: Der Antragsteller hat …, alle Teilnehmer

Besser so: Wer einen Antrag stellt, hat …, alle, die teilnehmen

  • Erklärender Klammerzusatz:

Statt: Wir suchen Maler.

Besser so: Wir suchen Maler (m/w/d).

  • Adverbiale Bestimmung:

Statt: … handeln als Vertreter

Besser so: … handeln in fremdem Namen

Im Sinne der Gleichberechtigung sollten Unternehmen bereits im Stellentitel darauf achten, diesen geschlechtsneutral zu verfassen und auch im gesamten Text des Stelleninserats sowohl die weibliche als auch die männliche Form zu berücksichtigen bzw. geschlechtsneutrale Ausdrücke wie StudierendeLernende oder Mitarbeitende zu verwenden.

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